
Moorboden
Hier stehe ich, Evelyne, mitten im Hochmoorgebiet „Leckermoos“ in Hochreit bei Göstling an der Ybbs – einem der tollsten Hochmoore Niederösterreichs. Bei unserem Ausflug auf dem sehr nett gestalteten Moor-Erlebnisweg habe ich gleich selbst ausprobieren müssen, wie Moorböden Wasser aufnehmen: mit einer Gießkanne gieße ich Wasser auf einen transparenten Torfzylinder. Das ist dort eine super Experimentiermöglichkeit, die zeigt, wie viel Wasser Torf speichern kann. Wie ein riesiger Schwamm saugt der Boden das Wasser auf. Kein Wunder also, dass Moore so wichtig fürs Klima sind.
Moore entstehen über Jahrtausende
Das Hochmoor Leckermoos hier liegt auf rund 1.200 Metern Seehöhe und wird ausschließlich durch Regenwasser gespeist. Daher nennt man es auch „Regenmoor“. Es ist nährstoffarm, sauer und dauerhaft nass. Diese extremen Bedingungen machen das Moor zu einem Lebensraum für ganz besondere Pflanzen, die man sonst kaum irgendwo findet: Torfmoose in Gelb- und Rottönen, Sonnentau, Rosmarinheide oder die krumm gewachsenen Bergkiefern (Latschen), die auf dem nährstoffarmen Untergrund zurechtkommen. Viele dieser Pflanzenarten haben sich perfekt an die kühlen, nassen und sauren Bedingungen angepasst.
Torfmoose sind die Hauptakteure im Moor. Sie wachsen oben immer weiter und sterben unten langsam ab. Dabei entsteht Torf. Dieser Torf wächst nur etwa einen Millimeter pro Jahr, speichert aber riesige Mengen an Wasser und vor allem an Kohlenstoff. Damit leisten Moore einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz, denn sie binden mehr CO₂ als Wälder. Aber nur solange sie intakt bleiben.
Moore sind Archive der Natur
Im Torf bleiben Pollen, Pflanzenreste und manchmal sogar alte Werkzeuge oder Schuhe über Jahrtausende erhalten. Die sogenannte Pollenanalyse erlaubt es Forschenden, die Vegetationsgeschichte und damit auch Klimaveränderungen der letzten Jahrtausende zu rekonstruieren. Das Leckermoos ist ein damit Naturjuwel, daher steht es auch unter Schutz. Damit solche empfindlichen Lebensräume erhalten bleiben, braucht es Rücksicht und achtsamen Umgang. Entwässerung, Torfabbau oder Begehungen abseits der Wege würden das empfindliche Gleichgewicht zerstören. Ich bin wirklich dankbar, heute diesen besonderen Ort erleben zu dürfen.